Außenminister Kurz: Mit abgeänderter Studie gegen islamische Kindergärten

BURAK ALTUN @burakaltun_DS
ISTANBUL
Veröffentlicht 05.07.2017 00:00
Aktualisiert 06.07.2017 02:32
REUTERS

Der österreichische Außenminister und Politiker der „Österreichischen Volkspartei" (ÖVP), Sebastian Kurz, ist bekannt für seinen harten Kurs gegen Migranten, vor allem wenn diese einen muslimischen Hintergrund besitzen. Dem Rechtspopulisten wird vorgeworfen die Muslime zu stigmatisieren und so die islamophoben Tendenzen im Inland zu stärken. Zuletzt hatte er es auf die islamischen Kindergärten im Land abgesehen. Diese werden von rund 10.000 Kindern in Anspruch genommen.

Auf die Frage, ob er jene Kindergärten abschaffen würde, antwortete Kurz: „Natürlich. Es braucht sie nicht. Es soll keine islamischen Kindergärten geben."

Der österreichische Politikwissenschaftler und Mitgründer der „Muslimischen Jugend Österreichs" (MJÖ), Farid Hafez, nahm Stellung zu dem Thema. Gegenüber der Daily Sabah bezeichnete Hafez diesen Verbots-Vorstoß des Außenministers als „eine Botschaft, die den antimuslimischen Rassismus weiter grassieren lässt".

Er warf insbesondere dem Integrationsministerium ein „Rassismusproblem" vor. Es herrsche „eine Diskriminierung von Minderheiten mit gleichzeitiger Machtstabilisierung der dominanten Gruppe – und das basierend auf negativen Stereotypen."

Im Juni berichtete der „Kurier", Kurz prangere die islamischen Kindergärten in Wien an, diese seien von der Mehrheitsgesellschaft „sprachlich und kulturell abgeschottet" und würden trotzdem von Steuerzahlen finanziert werden.

Hafez begegnet, dem Gedanken liege „ein eigenartiges Konzept von Staatsbürgerschaft zugrunde." „Bezahlen Muslime denn keine Steuern, sodass sie, wie auch andere konfessionelle Kindergärten, christlicher Kirchen und anderer Religionsgemeinschaften, ebenso Anspruch auf staatliche Förderung haben?", so Hafez.

Um sein Vorhaben zu erreichen, gab Kurz eine Studie in Auftrag, womit er seine Bedenken anscheinend legitimieren wollte. Die Studie wurde von der Universität Wien erstellt. Verantwortlich für die Studie war Religionswissenschaftler Ednan Aslan. Laut dem „Spiegel" hat die Studie umgerechnet 36.000 Euro verschlungen, außerdem wurde sie wohl nachträglich im österreichischen Außenamt bearbeitet, entsprechende Passagen wurden einfach geändert und zugespitzt, um damit gegen ein Verbot der islamischen Kindergärten argumentieren zu können. Die Wochenzeitung „Falter" spricht daher vom „Friseursalon Kurz".

Insgesamt 903 Änderungen sollen vorgenommen worden sein, nicht nur sprachliche und grammatische, sondern auch inhaltliche. Die Studie sollte suggerieren, dass man in den islamischen Kindergärten auf eine Abschottung von der Mehrheitsgesellschaft abzielt, so wie es auch Kurz im Vorfeld behauptet hatte. Von dem Autor soll das aber anfänglich nicht so beabsichtigt worden sein, schreibt der „Spiegel".

In dem „Spiegel"-Artikel sind hierzu zwei Beispiele aufgeführt. In einer Passage stelle Aslan fest, dass es den Eltern um eine „selbstständige, respektvolle und liebevolle" Erziehung der Kinder gehe. Nach der Überarbeitung hieße es dann, dass die Eltern ihre Kinder „vor dem moralischen Einfluss der Mehrheitsgesellschaft schützen" wollten.

Bei dem anderen Beispiel schreibe Aslan zunächst, die Eltern würden ihren Kindern Werte wie „Respekt, Gelassenheit, Individualität des Kindes, Hygiene, Zufriedenheit der Kinder, Pünktlichkeit, Liebe, Wärme und Geborgenheit, Selbstständigkeit und Transparenz der Regeln." vermittelt wissen. Das ganze wäre dann später abgekürzt worden, am Ende stünde in der Studie: „Besonders wichtig ist ihnen, dass den Kindern islamische Werte vermittelt werden."

Ob es trotz dieser skandalösen Vorgänge und wissenschaftlichen Fälschungen, zum Verbot der islamischen Kindergärten in Österreich kommt, wird sich wohl noch zeigen.

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